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Veröffentlicht am 1. Oktober 2025 in Branche & Mehr.

Netzentgeltentlastung reicht nicht

Die Bundesregierung will die Strompreise senken. Aus Wärmepumpensicht macht das aber den Kohl nicht fett. Die Förderung ist viel wichtiger.

Anfang September war es soweit: Die Bundesregierung beschloss neben einigen anderen Punkten, wie z. B. die Abschaffung der Gasspeicherumlage, auch Entlastungen für Verbraucher bei den so genannten Netzentgelten. 6,5 Mrd. Euro sollen hierfür aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) pro Jahr fließen – doch der Reihe nach.

Was sind überhaupt Netzentgelte?

Was sind überhaupt Netzentgelte? Laut Definition der Bundesnetzagentur (BNetzA) ist das Netzentgelt der Preis für die Nutzung, die jeder Netznutzer, der Strom durch das Versorgungsnetz leitet, an den Netzbetreiber zahlen muss. Diese Kosten werden über den Strompreis weitergegeben. Die Netzentgeltkosten sind regional bislang unterschiedlich. Ihre Höhe hängt mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien zusammen. Laut Daten des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind die Netzentgelte für Haushaltskunden in Deutschland seit 2015 bis 2024 von durchschnittlich 6,3 ct/kWh auf 11,4 ct/kWh gestiegen. Sie machen also knapp ein Viertel vom aktuell durchschnittlichen Endverbraucher-Strompreis aus, laut Strom-Report.com beträgt dieser 39,4 ct/kWh.

Was die Entlastung bringt

Was wird der nun jährlich vorgesehene Bundeszuschuss zu den Netzentgelten i. H. v. 6,5 Mrd. Euro euch Verbrauchern bringen? Nach einer Überschlagsrechnung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWE) sinken dadurch die Stromkosten im Schnitt um 2 ct/kWh, bei einer Spannbreite von 1,3 bis 2,4 ct/kWh. Wie ihr seht, macht das den Kohl nicht fett. Es ist außerdem eine gewisse Augenwischerei: Denn ein Teil der Einnahmen des KTF stammen aus der CO2-„Steuer“ – die ihr auf Benzin, Gas und Öl bezahlt. Ihr bezahlt also eure „Entlastung“ bei den Netzentgelten zu einem gewissen Teil schlicht und ergreifend selbst. Außerdem: Werden die „Entlastungen“ dann überhaupt 1:1 bei euch ankommen? Die Löwenanteile am Strompreis machen die Netzentgelte und der „Markt“ aus (Beschaffung, Erzeugung, Vertrieb und Marge). Sie schlagen laut Monitoringbericht 2024 der BNetzA insgesamt mit rund 70 % zu Buche. Sie sind wohl auch die beiden Komponenten des Strompreises, die am wenigsten zu durchschauen sind.

Was mehr zählt

Wir haben in Europa die höchsten Endverbraucher-Strompreise. Die Entlastung bei den Netzentgelten wird daran nicht viel ändern und somit das Problem grundsätzlich nicht beheben. Aber wir sind auch der Meinung, dass die hohen Strompreise Heizungsbesitzer nicht davon abhalten, in eine Wärmepumpe zu investieren. Vielmehr zeigt sich, dass staatliche Förderprogramme hier sehr viel mehr zur Entscheidung beitragen, z. B. die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).

Aus den aktuellen Marktzahlen des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) ist jedenfalls sehr deutlich zu lesen, dass die überwältigende Zahl von Wärmepumpen-Einbauten tatsächlich im Bestandsbau stattfinden, und die sind BEG-relevant. Nebenbei gesagt zeigen die Entwicklungen, dass die ewige Frage, ob Wärmepumpen auch im Altbau einzubauen geeignet sind, schon längst beantwortet ist, nämlich klar mit ja.

Stand jetzt: BEG geht weiter

Die Ankündigungen seitens der Politik zu den Entlastungen mag somit zwar öffentlichkeitswirksam sein. Viel wichtiger für euch ist aber die Frage, wie es mit der staatlichen Förderung beim Heizungstausch weitergeht und mit dem so genannten „Heizungsgesetz“ (ein Paragraf im Gebäudeenergiegesetz/GEG), den die Merz-Regierung ja abschaffen oder ändern will. Zum derzeitigen Stand im Rahmen der Haushaltsdebatten für die Jahre 2025 und 2026 heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium, dass für die BEG weiterhin die vollen Mittel bereitstehen würden, auch für 2026. Zum „Heizungsgesetz“ bleibt das Ministerium aktuell vage, man werde so bald wie möglich einen Gesetzentwurf zum GEG vorlegen. Wir bleiben jedenfalls für euch am Ball, was die BEG-Förderung betrifft, und natürlich auch beim „Heizungsgesetz“ (GEG). Bis dahin sollten wir uns nicht zu sehr von vollmundigen Entlastungen blenden lassen, sondern lieber das Heft selbst in die Hand nehmen.

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